Jahreskreisfest „Beltane“

Ekstase, freie Liebe, Hexennacht, Berauscht-Sein und Zügellosigkeit – all diese Aspekte sind verbunden mit dem wohl freizügigsten Fest des Jahres: Beltane. In dieser Zeit geht es nicht um Reflexion, Innehalten oder darum, sich seinen inneren Fragen zu widmen. Im Gegenteil, hier drängt die Energie ins Außen, nach oben, in die Bewegung und in die unmittelbare Wildheit des Gefühls. Es steht alles unter dem Stern der völlig ausgelassenen Lebensfreude und dem ekstatischen Feiern der Lebenskraft. Auch die Tierwelt gibt sich dem Sprießen der Säfte hin. Lustvoll und zärtlich finden allerorts Pärchen zusammen und viele Jungtiere werden geboren. Fruchtbarkeit und spielerische Freude sind allgegenwärtig. Beltane – benannt nach dem keltischen Gott „Bel“ oder „Belenus“ – ist das erste Jahreskreisfest der hellen Jahreshälfte. Es ist das Fest des Lebens, der Liebe – und zählt zu den Mondfesten, wonach es sich eigentlich am Maivollmond orientiert. Das fixe Datum kam erst mit dem Walpurgisfest.

Mythologie & Geschichte

Beltane“ ist eine altes Fruchtbarkeitsfest, ein Fest, um die Lust der Göttin zu wecken und mit ihr, die Lust allen Lebens. Die Feiernden gaben sich der Liebe in aller Freizügigkeit hin. Eheliche Bande waren in dieser Nacht aufgehoben und fast alles war in dieser einen Nacht erlaubt. Im Schein zahlreicher Feuer wurde die Sexualität vollzogen. Tiere wurden zwischen zwei Feuern durchgetrieben, für Fruchtbarkeit und Gesundheit. Beltane war vor allem ein orgiastisches Fest mit Tanzen ums Feuer, um die Wette „fliegen“ und über Schatten springen. Vermutlich trafen sich die Vorchristen auf Kraftplätzen, Bergrücken, Schluchten oder großen Felsen. Rauschähnliche Zustände wurden wahrscheinlich durch ekstatische Tänze, Gesänge und Helferpflanzen erreicht. Auch heute noch, wenn Menschen solcherlei orgiastische Feste in der Natur feiern, „springen“ die Naturgeister in sie hinein und „begeistern“ sie. So werden Resonanzen im nahen Umfeld erzeugt, die den umliegenden Wiesen und Feldern Wachstum und Gedeihen vermitteln sollen.

Die Mythologie besagt, dass die Göttin den Gehörnten sich zum Gefährten nimmt und ein Kind von ihm empfängt. Mancherorts hieß es, dass der Sonnengott sein Bärenfell ablegt und nun, nach seiner Initiation, als strahlend junger keltischer „Belenos“ (Bel/Baldur) vor der Pflanzengöttin steht, die ihr schönstes Blumenkleid trägt und sie sich vereinigen. Diese Vereinigung von Weiblichkeit und Männlichkeit feiert die ganze Natur mit, besonders in der Nacht des Maivollmondes.

Die Kirche widmete das Maienfest der Hl. Walburga, welche Missionarin war und als Schutzheilige vor bösen Hexen geweiht ist. Daher kommt der Name „Walpurgisnacht“, welche seither als die Nacht der Hexen bekannt ist.

Der Maibaum ist noch immer DAS Symbol und Ritual für den Beginn des Mai. Dieser Brauch geht auf einen Ritus aus vorchristlicher Zeit zurück. Seit der Megalithkultur holten Burschen Fichten-/Birkenstämme, schälten sie und stellten den Pfahl in die Mitte des Dorfes. Die Pfahlspitze durchdrang einen Kranz aus frischem Grün und Blumen, der mit roten und weißen Bändern von den Frauen geschmückt wurde. Die roten Bänder waren vermutlich in Blut getränkt und symbolisierten die Fruchtbarkeit der Frau. Die weißen Bänder symbolisierten das Spermium und die Fruchtbarkeit des Mannes. Dieser Ritus stand für die Entjungferung der göttlichen Braut und die Vereinigung mit dem Sonnengott.

Beltane in der Gegenwart

Frage nichts, feiere nur!

Im Mai erwacht die unbändige Lebenskraft nicht nur in der Natur, sondern auch in uns selbst. Die Sonne scheint und wohin das Auge blickt, zeigt sich alles in absoluter Fülle und Farbenpracht. Das Leben hat sich gegen die Widrigkeiten der dunklen Jahreshälfte behauptet, die Eisheiligen im Mai sind die allerletzten Boten des Winters. Der Weg ist frei für pure ENTFALTUNG! Wir dürfen bedingungsloses Vertrauen in die kommende Wärme und das immerwährende Licht erleben, keine Zweifel trüben unsere Freude und Lebenslust.

Jetzt ist die Zeit, um die Schönheit und Strahlkraft der Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen und in sich aufzunehmen. Es ist die Zeit, um die Sinnlichkeit, Lebenslust, Leidenschaft, Lust und Sexualität zu feiern. Vielleicht mit einer aphrodisierenden Liebesräucherung oder der Maibowle?

Für die Liebesräucherung eignen sich besonders gut diese Pflanzenschätze: Benzoe, Hanf, Mohn, Rose, Muskatellersalbei, Rosmarin, Styrax

Die Maibowle, das Festgetränk zu Beltane, wird aus Wein und Waldmeister zubereitet.


Lasst uns alle gerade in dieser Zeit tief eintauchen in dieses Gefühl der unbändigen Freude! Entzündet die pure, ekstatische Lebenskraft in euch und verschenkt sie – es gibt viele, die dies nun dankend annehmen werden!

Quellen der Inspiration: Wolf Dieter Storl (Die alte Göttin und ihre Pflanzen), Marlis Bader (Räuchern mit heimischen Kräutern), Martina Kaiser (Der Jahreskreis)