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Schwitzhütten in Corona-Zeiten
Seit dem Einsetzen der Lock-Down-Regeln im März haben wir im Feuerkreis keine Schwitzhütten veranstaltet und die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit, der Medizin des Feuers wächst. Intern hatten wir dazu viele intensive Gespräche, wie wir denn am besten mit dieser Situation, den undurchsichtigen Regeln und der Sorge um unser aller Gesundheit umgehen wollen.
Kreativ und experimentierfreudig, wie wir immer schon an Dinge herangegangen sind, hatten wir im Geiste des Heyoka zwei „Online-Schwitzhütten“ gemacht – eine Herausforderung, der man nur mit Humor und Hingabe an das Wesen der Medizin begegnen konnte. Ganz nach dem Motto: Die echte Schwitzhütte ist da draußen im Alltag. Sanftmut und Verbundenheit mit sich, den Mitmenschen und dem Großen Ganzen ist in der Schwitzhütte leicht(er). Aber in einer Ausnahmesituation wie derzeit? Nun, wir sind alle Lernende in diesem Leben. Und die Zeremonie der Schwitzhütte, der lodernde Geist des Feuers, das körperlich pure Beisammensein im Hier und Jetzt des Kreises hat fraglos eine unvergleichliche Magie
So haben wir uns entschieden, wieder Schwitzhütten zu machen. In aller Transparenz wollen wir dazu gerne ein paar Gedanken und Hintergründe mit euch teilen.
Der höchste Wert, über den wir uns im Feuerkreis einig sind, ist die BALANCE. In diesem Fall gilt es, die Balance zu finden zwischen strenger Auslegung der Regeln und Verharmlosung; zwischen unterschiedlichen Glaubens- und Wissensständen; zwischen Ernstnehmen von der Sorge um Gesundheit und der Zuversicht, dass genau das Beisammensein ums Feuer auch in Pandemiezeiten körperlich und geistig stärkend wirkt.
Daher machen wir unsere Schwitzhütten aktuell mit begrenzter TeilnehmerInnenzahl und setzen auf eine eigenverantwortliche Hygiene (wir orientieren uns hier an den Regeln für Veranstaltungen und für Saunabesuche). Dass man mit Krankheitsgefühl nicht in eine Familienschwitzhütte geht, ist natürlich selbstredend. Und: Ob jemand wirklich umarmt werden will oder nicht ist sowieso eine Frage der Achtsamkeit.
Wir betrachten das Ganze als ein wunderbares Übungsfeld im Miteinander.
Während unserer Gespräche ging es auch um die heilsamen Wege der Feuermedizin ansich, der wir uns alle aus tiefstem Herzen verbunden fühlen und der wir seit vielen Jahren dienen. Ja, wir sind überzeugt, dass die Medizin heilsam ist. Ja, wir sind überzeugt, dass Kräfte wirken, die sich unserem Alltagsbewusstsein entziehen. Und gleichzeitig, kamen wir zu dem Schluss, dass wir die Ansicht “die Schwitzhütte heilt und schützt eh alles, daher kann uns der Virus nichts anhaben”, mit welcher die ein oder andere Schwitzhütte in den letzten Wochen veranstaltet und besucht wurde, nicht teilen.
Aus einem einfachen Grund:
Es ist allerhöchste Zeit von der Idee abzulassen, die Natur (das Virus) – mit Schwitzhütte oder ohne – beherrschen zu können. Angesichts der katastrophalen Situation für von Covid19 betroffener Indigene auf allen (!) amerikanischen Kontinenten ist eine solche Aussage und Haltung einfach zynisch. In Österreich sind wir auf der Insel der Seligen, wo die Krankheits- und Todesfälle extrem niedrig sind. Hören wir also auch jenen Menschen zu, für die die Corona-Pandemie eine (wiedermal eingeschleppte) existenzielle Bedrohung ist, die sich in Isolation begeben und wichtige Zeremonien (z.B. Oglala Lakota Sonnentanz) nicht stattfinden lassen, um persönlich und als Kultur zu überleben.
Bleiben wir weiterhin achtsam im Miteinander, üben wir uns in Dankbarkeit und ja – sorgen wir uns um die Gesundheit ALLER. Todos somos unos – wir sind alle eins. Für all unsere Beziehungen!