Jahreskreisfest „Mabon“

Für unsere AhnInnen standen der August und September im Zeichen der Ernte und schwerer körperlicher Arbeit. Abhängig vom Wetterglück und Segen der göttlichen Welt entwickelten sich zahlreiche Zeremonien und Rituale für das Ernteglück. Zur Tag- und Nachtgleiche wurde das zweite Erntedankfest im Jahreskreis gefeiert, welches den Namen MABON (auch Herbstgleiche, Herbst-Tag-und-Nachtgleiche, Alban Elfed) trägt und sich am Lauf der Sonne orientiert. Dieses Fest gilt den Baumfrüchten, Trauben und dem Wein und ist ein Genussfest, bei dem das Gold des Herbstes gefeiert wird. Mutter Erde zeigt uns, wie aus einem Samen Tausende neue entstanden sind.

Erneut befinden wir uns im Jahreskreis in perfekter Balance von Tag und Nacht, schon wie zu Ostara, doch nun bricht die dunkle Zeit an. Die Nächte werden länger, es wird kühler, die Blätter verfärben sich und die Lebenskräfte ziehen sich zurück. Es ist die Zeit des Dankes und Ausgleichs.

Die Aufbruchstimmung ist in der Tier- und Pflanzenwelt unübersehbar. Die Zugvögel sammeln sich, Tiere fressen sich ihre Bäuche voll und jeder genießt die letzten warmen Sonnenstrahlen. Die Pflanzenwelt verschenkt sich üppig an die Tier- und Menschenwelt, bevor sie sodann schnell ihren Rückzug beginnt. Die Ernte ist eingebracht und die Arbeit des Sommers vollbracht. Nun werden die Vorräte für den Winter angelegt. Die Herbstzeitlose schiebt ihre Blüten aus abgegrasten Weiden, als Künderin des kommenden Winters.

Mythologie & Geschichte

Ursprünglich wurde der September bei den Angeln und Sachsen als „Halegmonat“, als heiliger Monat bezeichnet, da in diesem Monat viele Feste vor dem kommenden Winter gefeiert wurden. Karl der Große verlegte den heiligen Monat September auf Dezember. Ein Blick in die Überlieferungen zeigt, wie wichtig der Füllemonat September und wie „gefüllt“ diese heilige Zeit war.

AN DEN TAGEN VOR MABON wurden die „drei weißen Frauen“ gefeiert, welche den Schicksalsfaden weben sollen. Diese symbolisierten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Erd-, Mond- und Sonnenfrau. Sie trugen die Namen URD, WERDANDI, SKULD und wurden später in „die 3 Bethen“ umbenannt, Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Da die 3 Bethen so stark verehrt wurden, übernahm diese das Christentum und verwandelte sie in die „3 Heilige Madln“ Katharina, Margarethe und Barbara.

MABON, die Herbstgleiche, wurde zu Ehren „Mapones“ – dem keltischen Gott der Jagd und Jugend – gefeiert. Es ist ein Fest des Teilens & Mitteilens. Hierzu wurden Kronen aus Kornähren geflochten und Ornamente aus Früchten gelegt. Mancherorts gab es auch den sogenannten „Hegewisch“ einen Stab mit Kornähren, der in die Erde des Feldes gesteckt wurde. In Prozessionen gingen die Menschen noch einmal um das abgeerntete Feld, dabei wurde gesungen, gebetet und geräuchert, um den Erd- und Himmelskräften zu danken.

NACH MABON, am Abend vor dem 29. September, wurden die ersten Kerzen entzündet und oft gab es eine „Lichtgans“ oder einen „Lichtbraten“ zum Essen. Am nächsten Tag, dem jetzigen Michaelstag, wurde bei den Germanen der „THING-Tag“ abgehalten. An diesem Tag der Gerechtigkeit wurden bestehende Konflikte vor versammelter Gemeinde gelöst und Recht gesprochen. War es zunächst der Tag Odins oder Wotans, wurde er später vom Christentum zum Tag der 3 Erzengel Raphael, Gabriel und Michael. Zum Ausklang der Mabon-Feiern begannen die Frauen Wolle zu spinnen. Auf den Märkten und Umzügen wurde freudig gefeiert und die erwirtschafteten Waren zum Tausch feilgeboten.

Mabon in der Gegenwart

Tanz, Gesang, Festmahle, lachende Kinder sind wunderschöne Segmente einer Feier der Fülle. Wie auch immer der Brauch zu Teilen gelebt werden mag – der eigenen Schöpferkraft sind keine Grenzen gesetzt. Und wie sieht es aus mit den inneren Früchten?

Fragen zu Mabon könnten folgende sein:
Was habe ich gesät und geerntet in diesem Jahr? Was mache ich nächstes Mal anders? Wo ist meine Fülle, eine Fülle die sich im Schenken vermehrt? Was sind meine Gaben und wo kann ich mich ganz und gar verschenken?

Weitere Themen zu Mabon sind „Balance“ – das eigene Gleichgewicht zu finden, „Ausgleich & Gerechtigkeit“, „Annehmen & Danken“.

Als Impuls zur eigenen Kontemplation:
Lebenskraft, Wohlbefinden und Erfolg sind dann möglich, wenn Heilung geschieht, die das Zuviel und Zuwenig zum Ausgleich bringt. Wer dankt, nimmt wahr und so ist Danken ein Ausdruck von Ausgleich. Gerechtigkeit – das eigene Recht einzufordern – kann Heilung und Gleichgewicht bringen, wenn Ausgleich das Ziel ist. Sind Nehmen und Geben gleich verteilt?

Räucherplanzen zu Mabon:
Alant, Benzoe, Johanniskraut, Lärchenharz, Lavendel, Mariengras, Muskatellersalbei, Myrrhe, Rose, Styrax, Weihrauch

Randnotiz zu den Wurzeln unserer Sprache

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Herkunft folgender Wörter: Herbst, September, Altweibersommer, beten und Segen – was ist deren Wurzel?

Der Herbst wurde im mittelhochdeutschen „Herbstmond“ genannt. Die althochdeutsche Bedeutung von „Herbist“ ist gleichbedeutend mit dem englischen „harvest“, also der Zeit der Ernte.

Der September wurde „Scheiding“ genannt, was von dem althochdeutschen Wort „skeidan –schneiden“ abstammt, weil der September die Trennung zum Sommer vollzieht. Andere Namen waren Herbsting, Obstmond, Saumonat, Fulmonet (Füllemonat) oder Witumanoth (Monat des Holzsammelns). Erst die Römer machten den September zum Septimus, dem siebten Monat nach römischem Kalender.

Dass die Fäden der Wolfsspinne verantwortlich sind für die fliegenden Spinnenfäden im Herbst und diese die Menschen an die spinnenden alten Frauen erinnerte, die die Schicksals- und Lebensfäden sponnen, ließ den Herbst zum „Altweibersommer“ werden.

Die Anrufung der oben genannten drei „Bethen“ wurde zum Verb „beten“, welches die Zwiesprache mit dem Göttlichen meint.

Bei den Germanen war es der Blot-Monat, Ernteblot und die Zeit der Disen. Die Disen sind eine Personifizierung der mütterlich nährenden Göttin und ein Blot war ein sakrales Schlachtfest zur Welterhaltung, bei dem Tiere, die nicht durch den Winter gebracht werden konnten den Göttern und Alben geopfert wurden. Das Wort „Segen / blessing“ hat hier seinen Ursprung, denn „blodsian“ bedeutet so viel wie „heiligen mit Blut“ (ähnlich dem indischen Puja).

Quellen der Inspiration: Wolf Dieter Storl (Die alte Göttin und ihre Pflanzen), Marlis Bader (Räuchern mit heimischen Kräutern), Martina Kaiser (Der Jahreskreis)